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Was bedeutet Finanzmodellierung?

Was bedeutet Finanzmodellierung?

Finanzmodellierung ist keine Software und kein Template – sie ist eine Fähigkeit.

Ich vergleiche es gern mit Präsentieren: Je nach Thema und Zielgruppe unterscheiden sich Stil, Struktur und Inhalt.
Ein Pitch für Investoren funktioniert anders als ein internes Management-Update.

Genauso ist es bei Finanzmodellen: Jedes Modell basiert auf einer konkreten Fragestellung – und muss genau zur Aufgabe passen.

Wer braucht ein Finanzmodell?

Ein Finanzmodell lohnt sich überall dort, wo fundierte Entscheidungen getroffen werden sollen:

  • Startups auf dem Weg zur nächsten Finanzierungsrunde
  • Unternehmen mit neuen Produkten oder Geschäftsbereichen
  • Projektentwickler und Investoren mit komplexen Cashflows
  • CFOs, die ihre Planung strukturieren und Szenarien vergleichen möchten

Die 5 Modell-Faktoren

Ein Finanzmodell dient dazu, strategische Entscheidungen zu treffen – zum Beispiel:

– Wie viel Kapital wird benötigt?
– Wie entwickelt sich das Geschäft im Worst Case?
– Wann rechnen sich Investitionen?

Damit das Modell diese Fragen beantwortet, müssen fünf Punkte klar definiert sein:

  • Verwendungszweck
    Was soll beantwortet werden? KPIs? Szenarien? Ziel: Fokus schaffen.
  • Umfang
    Wie viele Jahre? Welche Produkte oder Abteilungen? Welche externen Faktoren?
  • Komplexität
    Wie detailliert soll geplant werden? Einzelprodukte oder gruppiert?
  • Zielgruppe
    Wird das Modell intern genutzt oder mit Investoren geteilt?
  • Format
    Excel, PDF, Dashboard? Vollversion oder Übersicht? Ein- oder zweisprachig?

Drei Modellbeispiele

SaaS-Startup (Fundraising)

  • Ziel: Kapitalbedarf & Wachstumspotenzial
  • 5-Jahres-Modell inkl. SaaS-KPIs
  • Zielgruppe: VCs & Angel-Investoren
  • Format: Excel mit Szenarien & Chart
  • Bezeichnung: Startup Finanzplan 

Neue Produktlinie (KMU)

  • Ziel: Wirtschaftlichkeit & Risiko bewerten
  • 10 Jahre GuV, Kosten, Investitionen
  • Zielgruppe: Geschäftsführung
  • Format: PDF + Slidedeck
  • Bezeichnung: Interner Business Case 

Lagerhaus-Investition (Real Estate)

  • Ziel: IRR & Kapitalstruktur bewerten
  • Laufzeit: 15 Jahre
  • Zielgruppe: Investoren, Banken
  • Format: Excel, Bericht, Datenraum
  • Bezeichnung: Sell Side Finanzplan

Eine andere Definition von Finanzmodellierung

Finanzmodelle können sehr unterschiedlich aussehen:
Ein Startup-Modell, ein Projektfinanzierungsmodell oder ein klassischer Business Case – sie alle haben eine andere Struktur und Tiefe.

Doch jedes Modell verfolgt ein Ziel:
Eine klar definierte Frage beantworten – auf Basis von Annahmen, Geschäftsmodell und Zweck.

Ein Finanzmodell ist ein Berechnungsrahmen, mit dem bestimmte Werte auf Grundlage von Annahmen, Treibern und Rechenlogiken simuliert werden.

Oder wie ich meine Tätigkeit als Finanzmodellier gerne beschreibe:
Ich verbinde verschiedene Berechnungen in Excel, damit andere bessere Entscheidungen treffen können.

Bausteine eines Finanzmodells

Ein Modell besteht nicht nur aus Zahlen – sondern aus klaren Bausteinen, die logisch aufeinander aufbauen.
Ich arbeite typischerweise mit drei Ebenen:

1. Grundstruktur

  • 3-Statement-Modell (GuV, Bilanz, Cashflow)
  • Projektfinanzierung (z. B. Real Estate, Infrastrutur)
  • Business Cases (z. B. Produkt, Abteilung, Expansion)
  • Individuelle Modelle (z. B. HR, Vertrieb, Produktion)

2. Berechnungsblöcke

  • Einnahmemodell (Preis × Menge × Kanal)
  • COGS-Modell (Herstellungskosten)
  • Betriebskosten (Personal, Werbung, Miete etc.)
  • Investitionen & Abschreibungen
  • Working Capital (Debitoren, Vorräte, Kreditoren)
  • Finanzierungsstruktur (Kredite, Tilgung)
  • Eigenkapital (Cap Table, Investoren, Ausschüttungen)

3. Zusätzliche Analysen

  • Bewertung (DCF, Multiple, IRR)
  • Szenario-Analyse (Base / Best / Worst Case)
  • Sensitivitätsanalysen
  • Break-Even & Unit Economics
  • M&A-Modelle, Synergien
  • Operative Betriebsmodelle

Fazit

In der Praxis arbeite ich häufig so:

1. Struktur festlegen
2. Berechnungsblöcke aufbauen
3. Zusätzliche Analysen ergänzen

Finanzmodellierung ist mehr als Excel – sie ist das strukturierte Übersetzen von Geschäftslogik in Zahlen.

Ein gutes Modell ist kein starres Konstrukt, sondern ein Werkzeug: verständlich, flexibel und genau auf Ihre Fragestellung abgestimmt.

Mehr zum Ablauf eines Modellprojekts finden Sie hier Finanzmodellierung

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